Geschichte
DIE GRÜNDUNG
Es ist nicht verwunderlich, dass knapp zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges die kulturelle Landschaft im vollständig zerstörten Sankt Vith immer noch recht öde war. In dieser sorgenvollen Zeit waren die Menschen notgedrungen mit der Behebung der materiellen Schäden und dem Aufbau einer neuen Existenz beschäftigt.
Mitte der fünfziger Jahre kamen jedoch allmählich wieder andere Interessen auf und der Wunsch, anspruchsvolle kulturelle Veranstaltungen vor Ort durchzuführen, wurde bald geäußert. Die Vereinigung „Cercle littéraire“ organisierte zwar schon seit einigen Jahren Veranstaltungen; dabei handelte es sich allerdings ausschließlich um Aufführungen in französischer Sprache mit etablierten Ensembles aus Lüttich und Brüssel. Diese zogen jedoch weniger die lokale Bevölkerung an, als vielmehr die damals recht zahlreich in Ostbelgien vertretene wallonische Beamten- und Lehrerschaft, sowie deren Familien.
In der St. Vither Bevölkerung entstand zunehmend der Wunsch, Veranstaltungen in der eigenen Muttersprache erleben zu können. Den Beweis dafür lieferte die Aufführung des Stücks „Der zerbrochene Krug“ von Heinrich von Kleist, für die der St.Vither Männergesangverein unter großen Schwierigkeiten die Landesbühne Rheinland-Pfalz engagiert hatte. „Der Saal war brechend voll und der Beweis erbracht, dass Kultur in deutscher Sprache gefragt war,“ so Ernst von Frühbuss, langjähriger Vorsitzender des Volksbildungswerks.
Daraufhin kam eine Gruppe von 16 kulturinteressierten Bürgern aus Sankt Vith und Umgebung zusammen und beschloss, eine Vereinigung ins Leben zu rufen. Ihr Ziel war es, der breiten Öffentlichkeit eine künstlerisch-bildende Unterhaltung zu bieten und zur kulturellen Bereicherung der Allgemeinheit beizutragen. So wurde das Volksbildungswerk (kurz VBW), das heutige arsVitha, am 1. September 1957 im Keller der Katharinenkirche in Sankt Vith gegründet. Die „Gründungsväter“ waren 15 Herren und eine Frau: Paul Bijvoet, Hubert Funk, Wim Geelen, Nikolaus Giebels, Johann Huppertz, Nikolaus Kreins, Yvonne Kreit, Robert Linden, Michel Louis, Richard Rauw, Jos Scheffen, Klaus Schulzen, Richard Schwall, Bruno Thomé, Leo Veithen und Ernst von Frühbuss. Zum ersten Vorsitzenden wurde Ernst von Frühbuss aus Wallerode gewählt, der die Geschicke des Volksbildungswerks fast 40 Jahre leitete, bis er 1996 auf eigenen Wunsch zurücktrat.
In Anlehnung an die damals für derartige Kultureinrichtungen im französischsprachigen Teil Belgiens verwendete Bezeichnung „Éducation populaire“ und in der Hoffnung, als Kulturvereinigung offiziell anerkannt und vom Staat bezuschusst zu werden, gaben sie der neugegründeten Vereinigung den Namen „Volksbildungswerk“.