Geschichte

ANFÄNGE DER KULTURARBEIT

Der Start des Volksbildungswerks gestaltete sich alles andere als einfach. Bereits der erste Versuch, ein Gastspiel der Landesbühne von Nordrhein-Westfalen zu veranstalten, sollte völlig fehlschlagen. Auf dem Programm stand das Stück „Der Patriot“ von Alfred Neumann. Darin ging es um die Frage, wie der Mensch den Mord an einem Diktator verantworten kann. Nachdem die Veranstaltung publik gemacht worden war, geschah jedoch Folgendes: entgegen seiner bisherigen Praxis, ausschließlich französischsprachige Veranstaltungen zu organisieren, engagierte der „Cercle littéraire“ kurzfristig das Theater Trier und setzte den Termin genau einen Tag vor der geplanten Aufführung des VBWs an. Allen war klar, was man im Schilde führte. „Die wollten unsere Tätigkeit im Keim ersticken“, so erinnert sich unser Vorstandsmitglied Richard Schwall, ein Mann der ersten Stunde. Aber es sollte noch schlimmer kommen: „Zusätzlich wurde unsere Veranstaltung kurzfristig, d.h., einige Tage vor der Aufführung, durch den damaligen beigeordneten Bezirkskommissar Henri Hoen polizeilich verboten. In unseren Augen war das Willkür und reinste Schikane“.

Die Verantwortlichen des VBWs ließen sich dadurch jedoch nicht entmutigen und setzten bereits für den 28. März 1958 „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller aufs Programm. Diesmal wagte es niemand, die Veranstaltung zu verbieten; sie ging mit großem Erfolg über die Bühne. Dennoch blieben die Probleme bei der Programmgestaltung vielfältig. So mussten alle Schauspieler und Bühnenarbeiter der Landesbühne Rheinland-Pfalz bei weiteren Aufführungen im September und November 1958 und auch noch später ein persönliches offizielles Entnazifizierungs- und Führungszeugnis bei der Grenzüberschreitung vorzeigen. Unvergessen blieb für Ernst von Frühbuss auch, dass am Saaleingang zwei uniformierte Gendarmen standen, die jeden Besucher kritisch unter die Lupe nahmen und dass sich mehrere Mitglieder des Staatssicherheitsdienstes, der „Sûreté Nationale“, in Zivil als anonyme Beobachter im Saal befanden.

Finanziell war das Volksbildungswerk nicht auf Rosen gebettet. Ein Kulturbetrieb mit professionellem Anspruch konnte auch zu damaligen Zeiten kaum ohne staatliche Förderung überleben. Aber eben diese finanzielle Förderung blieb anfangs aus, sodass der Vorstand, allen voran der Vorsitzende von Frühbuss, viel Geld vorstrecken musste, um die Rechnungen zu begleichen. Erst Ende 1959 erhielt das VBW einen ersten staatlichen Zuschuss in Höhe von 20.000 BEF; dennoch galt es einen Restbetrag von 42.452 BEF zu begleichen, was in heutiger Währung einem Wert von mehr als 10.000 Euro gleichkäme. Erst im April 1961 konnte das Volksbildungswerk kräftig durchatmen, als es seitens des Kulturministeriums (vom Dienst „Éducation Populaire“) einen Zuschuss in Höhe von 64.000 BEF erhielt, sodass alle Schulden beglichen werden konnten und die Privatleute ihr Geld zurückerhielten. Unbestritten gehörte damals außer dem persönlichen Interesse an Kultur auch eine gehörige Portion Zivilcourage dazu, in solch bewegter Zeit bei der Gründung eines deutschsprachigen Kulturvereins seinen Namen herzugeben.